Rückblick Aktionstage Gefängnis 2021
Vom 01. bis 10. November 2021 fanden die vierten Aktionstage Gefängnis statt. Diesmal unter dem Motto „Kontakt | Einsamkeit | Isolation“. Die Aktionstage werden von einem Bündnis organisiert, das sich aus unterschiedlichen Initiativen und Vereinen, Gruppen und Einzelpersonen zusammensetzt. Ziel des Bündnisses ist es, den Strafvollzug und seine Folgen stärker in die Öffentlichkeit zu bringen.
Das Bündnis möchte erreichen, dass straffällige Menschen als Teil der Gesellschaft gesehen und Vorurteile ihnen gegenüber entkräftet werden. Physische und psychische Auswirkungen von Inhaftierung sollen sichtbar gemacht und Unterstützungsangebote aufgezeigt werden. Das Bündnis will zu einer Debatte über die Funktion von Strafe und Gefängnis anregen.
In der Auftaktveranstaltung brachte Prof. Dr. Marcus Mund einen wissenschaftlichen Input zum Thema Einsamkeit ein. Daneben gab es einen Austausch zu diesem Thema im Haftkontext. Betroffene kamen zu Wort und schilderten ihre Situation als Inhaftierte, Haftentlassene oder Angehörige von Inhaftierten. Das war für alle Teilnehmenden erkenntnisreich.
Nach der Auftaktveranstaltung fanden 18 weitere Ereignisse statt. Corona bedingt in einer Hybrid-Version aus Online- und Präsenzveranstaltungen. Die Formate der Veranstaltungen waren sehr unterschiedlich: Es gab Podiumsdiskussionen, Lesungen, Interviews, Impulsveranstaltungen, Videos, ein Kinofilm und Fachgespräche. Die Rückmeldungen zu den Events waren durchweg positiv.
Die Veranstaltenden des Hamburger Fürsorgevereins von 1948 e.V. hoben hervor, dass die Digitalisierung aufgrund von COVID als Stärke gesehen wurde und zu einer Unabhängigkeit gegenüber räumlichen Entfernungen sowie zu einer größeren Reichweite und Durchmischung der Teilnehmenden geführt hat. Der 14-tägige Social-Media-Countdown mit Zitaten von „drinnen“ ermöglichte emotionale und persönliche Einblicke in die Gedankenwelt von inhaftierten Menschen.
Die Veranstaltenden des Kulturvereins Wilhelmsdorf e.V. und des Strafvollzugsarchivs erreichten mit ihrem Fachgespräch ein sehr heterogenes Publikum, das nicht per se professionell mit dem Thema befasst war. Unter der Überschrift „Haftalltag und Resozialisierung: Machen Gefängnisse unsere Gesellschaft sicherer?“ wurde diskutiert, wie die Situation in deutschen Gefängnissen jenseits der Darstellung in den Massenmedien aussieht. Es wurde große Empörung über die Zustände in deutschen Gefängnissen geäußert. Die Schwäbische Zeitung veröffentlichte dazu einen Zeitungsartikel unter: tinyurl.com/3er2w7bb
In der virtuellen Abendveranstaltung von KAGS/DCV und der Katholischen Akademie Freiburg ging es um die Frage „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans im Knast?“. Schwierige familiäre Bindungserfahrungen können bei Jugendlichen ein Abdriften auf die ‚schiefe Bahn‘ begünstigen. Prof. Dr. Heinz Cornel und Sarah Fehrmann haben das Problem des Umgangs mit straffälligen Jugendlichen von verschiedenen Seiten beleuchtet und zusammen mit dem Publikum diskutiert, welche Alternativen im Strafvollzug denkbar sind.
Ein weiteres Fachgespräch, das von der BAG-S organisiert wurde, trug den Titel „Die Einsamkeit der Kinder inhaftierter Eltern“. Die Beteiligten kamen zu dem Ergebnis, dass die Situation von betroffenen Kindern in Deutschland weiterhin von Ungewissheit und mangelnden Möglichkeiten zur Aufrechterhaltung der Bindung gekennzeichnet ist. Die beiden Expertinnen Judith Feige (Deutsches Institut für Menschenrechte) und Hannah Fröhlich (FREIE HILFE BERLIN e.V.) schilderten, dass es zweifellos einige Verbesserungen in der Versorgung gegenüber 2011 gegeben habe. Die größten Schwierigkeiten seien in den regionalen Unterschieden und dem Grundproblem, dass zwischen einem funktionierenden Familienleben und dem geschlossenen Vollzug Welten lägen, zu sehen. Die Verhängung von Freiheitsentzug müsse daher auf ein absolutes Minimum reduziert und schon gar nicht im Falle nichteinbringlicher Geldstrafen (z. B. durch Beförderungserschleichung oder Ladendiebstahl) ausgesprochen werden. Das Gespräch wurde transkribiert und aufbereitet. Es ist zu finden unter: tinyurl.com/37nhp9uv
Die Links zu allen Beiträgen der Aktionstage Gefängnis 2021, zu denen es Zeitungsartikel gibt, finden Sie unter: https://www.aktionstage-gefaengnis.de/pressespiegel/
Einige Materialien wurden den Veranstaltungshinweisen hinzugefügt und sind zu finden unter:
https://www.aktionstage-gefaengnis.de/termine-veranstaltungen/
Wenn Sie weitere Informationen zum Bündnis oder den Vorbereitungstreffen erhalten möchten, wenden Sie sich bitte an folgende E-Mail-Adresse: aktionstage-gefaengnis(at)web.de
Die Redaktion bedankt sich bei allen Bündnispartner:innen, die an den Aktionstagen Gefängnis 2021 mitgewirkt und sie mit qualitativen Beiträgen gefüttert haben.
Die Aktionstage Gefängnis 2021 finden vom 01. bis 10. November – online und in Präsenz – statt.
Das diesjährige Motto ist „KONTAKT-EINSAMKEIT-ISOLATION“.
Wir freuen uns auf Ihren Besuch 🙂
Programm 2021
01. November 2021
Auftaktveranstaltung „KONTAKT-EINSAMKEIT-ISOLATION“
Wann: 18 Uhr
Wo: Online
Wir möchten Sie zu unserer Auftaktveranstaltung der diesjährigen Aktionstage Gefängnis einladen. Nach einem wissenschaftlichen Input von Prof. Dr. Marcus Mund zum Thema Einsamkeit möchten wir gemeinsam mit Ihnen über Formen der Einsamkeit und Isolation, insbesondere in Haft sprechen, Ursachen der Einsamkeit identifizieren und uns Wege aus der Einsamkeit überlegen. Wir freuen uns über reges Mitdiskutieren!
Die Veranstaltung findet am 01.11.2021 von 18:00 bis 20:00 Uhr über zoom statt. Interessierte können sich über aktionstage-gefaengnis@web.de anmelden.Die Veranstaltung ist kostenfrei. Nach der Anmeldung erhalten Sie den Link zur Teilnahme.
02. November 2021
(1) Podiumsdiskussion mit Frau Simon, Herr Petersen und Frau Krolak
Titel: „Bücher hinter Gittern“
Veranstalter: Hamburger Fürsorgeverein von 1948 e.V. / Bücherhallen Hamburg
Wann: 18.00 – 19.30 Uhr
Wo: Bücherhallen Hamburg | Zentralbibliothek | Hühnerposten 1 (Eingang: Arno-Schmidt-Platz), Hauptdeck, E1, 20097 Hamburg
Anmeldung (freiwillig) unter: kundenservice@buecherhallen.de
Es gilt eine 3G-Regelung. Der Eintritt ist kostenlos.
Das Menschenrecht auf Bildung ist besonders wichtig im Strafvollzug, da Gefangene meist aus schwierigen sozio-ökonomischen Verhältnissen stammen und oft einen bildungsfernen Hintergrund haben. Gefängnisbibliotheken können in diesem Kontext einen wichtigen Beitrag leisten, denn sie sind informative, bildende, kulturelle und entspannende Räume der Begegnung, der Freizeitgestaltung und des Lernens, die eine Welt jenseits der Gefängnismauern öffnen.
Im Gespräch wird Sybille Simon die Arbeit des Sachgebietes Justizanstaltsbüchereien (JAB) bei den Bücherhallen Hamburg vorstellen, die in Zusammenarbeit mit der Hamburger Justizbehörde aktuell 10 Büchereien in den sechs Hamburger Justizvollzugsanstalten betreut. Lisa Krolak vom UNESCO Institut für Lebenslanges Lernen (UIL) wird diesen lokalen Blick durch einen internationalen Ausblick auf die Arbeitsweise und Wirkung von Gefängnisbibliotheken erweitern.
Hier finden Sie die Materialien zur Veranstaltung:
Powerpoint: Gefängnisbibliotheken weltweit (Lisa Krolak)
Wir bedanken uns ganz herzlich bei den Bücherhallen Hamburg und den Referent*innen für den gelungenen Abend.
(2) Wahre Begegnung
Veranstalterin: Diana Ezerex
Wann: ganztägig
Wo: Online
Diana Ezerex ist Sängerin und Songwriterin aus Karlsruhe.
Seit Mai 2017 spielt Diana Ezerex ehrenamtlich Konzerte in Gefängnissen im deutschsprachigen Raum. Letztes Jahr wurde sie dazu inspiriert, über Themen, die im Zusammenhang mit dem Gefängnis stehen, ihr Debüt-Album zu schreiben. Die Songs befassen sich mit Themen der Vergangenheit, Gegenwart und Perspektive. Sie greifen Tabu-Themen, strukturelle Probleme und soziale Ungerechtigkeiten auf. Fragen nach mentaler Gesundheit, Suizid, Akzeptanz und Zurechtfinden in der Gesellschaft werden gestellt.
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03. November 2021
(1) „Restorative Justice-Projekte in deutschen Gefängnissen“
Veranstalter: BoAS (Betroffenenorientierte Arbeit im Strafvollzug) – Daniela Hirt
Wann: 16.30 – 17.30 Uhr
Wo: Online: https://us02web.zoom.us/j/88380733441?pwd=OGgzYzl4VDlTSVYySDF1bkVJRWx5QT09
Daniela Hirt stellt ihr Konzept vor und berichtet von der Umsetzung in einer Justizvollzugsanstalt. Seit 2016 sammelt sie Erfahrungen in der Leitung und Durchführung von „Restorative Justice“-Projekten und steht im Austausch mit Fachkräften aus Praxis und Wissenschaft. Sie hat ein – auf Wiedergutmachung ausgerichtetes – Handlungskonzept erstellt. Das Projekt schafft einen Raum, in dem sich Menschen begegnen können, die Opfer und Täter*innen (unterschiedlicher Straftaten) geworden sind. Dort werden sie geschützt und professionell begleitet. Ziel des Projektes ist die bessere Verarbeitung der Tatfolgen und die Entwicklung von Opferempathie. Im Anschluss an die Vorstellung wird es eine Möglichkeit geben, gemeinsam ins Gespräch zu kommen.
(2) „Trauma und Inhaftierung“ – Was machen Gefängnis und Isolation mit Menschen, die ein Trauma erlebt haben?
Veranstalter: Compassion Prison Project (CPP)
Wann: 19.00 – 20.15 Uhr
Wo: Online (Zoom-Link) | Meeting-ID: 776 5143 8682 (Passcode: 1234)
Das Compassion Prison Project (CPP) beschäftigt sich insbesondere mit dem Zusammenhang zwischen Kindheitstrauma und Inhaftierung. Im Rahmen der Gefängnistage 2021 wollen wir uns kurz vorstellen und uns mit der Eingangsfrage beschäftigen. Als Hintergrundinformation wird in der Veranstaltung auf unser Verständnis von Trauma und belastenden Kindheitserfahrungen eingegangen, bevor wir von unseren Projekten zur Unterstützung von inhaftierten und traumatisierten Menschen berichten. Anschließend sind Sie herzlich zu einer Frage- und Diskussionsrunde eingeladen.
04. November 2021
Kinofilm mit anschließendem Publikumsgespräch (Gäste: Frau Schmidt-Soltau und Diana Näcke)
Titel: „Meine Freiheit, Deine Freiheit“
Veranstalter: Hamburger Fürsorgeverein von 1948 e.V.
Wann: 19.00 – 22.00 Uhr
Wo: SCHANZENKINO 73 Saal 2 | Haus 73, Schulterblatt 73, 2. Etage, 20357 Hamburg
Keine Anmeldung nötig. Es gilt eine 2G-Regelung.
Einblick in den Haftalltag und der schwierige Weg in die Freiheit: In ihrem Regiedebüt „Meine Freiheit, deine Freiheit“ porträtiert Diana Näcke zwei Straftäterinnen, die in der Justizvollzugsanstalt für Frauen in Berlin-Lichtenberg einsitzen. In Interviews ergründet die Dokumentarfilmerin das Gefühl des Eingesperrtseins der Frauen im Gefängnis und begleitet sie über einen Zeitraum von insgesamt drei Jahren, anschließend auch auf ihrem Weg in die Freiheit – draußen allerdings fehlt ihnen die Perspektive für ein geordnetes Leben. Vor allem aufgrund des großen Vertrauens, das die beiden Protagonistinnen der Filmemacherin ganz offensichtlich entgegenbringen, ist „Meine Freiheit, Deine Freiheit“ zu einem authentischen, intimen und nachdenklich stimmenden Film über das Leben am Rand der Gesellschaft geworden. (FILMSTARTS-Redaktion Christian Horn)
05. November 2021
Fachgespräch: „Die Einsamkeit der Kinder inhaftierter Eltern“
Veranstalter: Bundesarbeitsgemeinschaft für Straffälligenhilfe (BAGS-S)
Wann: 13 – 14.30 Uhr
Wo: Online (Zoom-Link wird nach Anmeldung verschickt)
Wir bitten um formlose Anmeldung per Email an info@bag-s.de bis zum 4.11.2021. Anschließend senden wir Ihnen den Zoom-Link zu, mit dem Sie die Veranstaltung verfolgen und sich mit Chatfragen einbringen können.
Wenn Eltern ins Gefängnis müssen, sind auch deren Kinder erheblich mitbetroffen. Viele Minderjährige leiden unter den stark reglementierten Kontaktmöglichkeiten. Im Jahre 2012 hat die BAG-S Empfehlungen zu einem familiensensiblen Strafvollzug vorgestellt und über Beispiele guter Praxis im Inland, aber vor allem im Ausland berichtet (s. „Verurteilte Eltern – bestrafte Kinder?“) . Was hat sich seitdem getan? Wie ist die aktuelle Versorgungslage? Welche Barrieren existieren und wie könnten diese mit Hilfe des Rechts, der Sozialarbeit und der Justiz überwunden werden?
Mitwirkende:
Judith Feige
Sozialarbeiterin M.A., wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Monitoring-Stelle UN-Kinderrechtskonvention des Deutschen Instituts für Menschenrechte
Autorin der Studie: Kontakt von Kindern zu ihren inhaftierten Eltern: Einblicke in den deutschen Justizvollzug
Hannah Fröhlich
Sozialarbeiterin M.A., Freie Hilfe Berlin e.V., Bereichsleiterin des Familienprojekts „aufGefangen“
Masterarbeit zu familienorientierter Arbeit in den Berliner Justizvollzugsanstalten
Moderation
Dr. Klaus Roggenthin
Geschäftsführer BAG-S e.V.
Das verschriftlichte Interview finden Sie hier:
„Die Einsamkeit der Kinder inhaftierter Eltern“
Wir bedanken uns ganz herzlich bei den Mitwirkenden und Teilnehmer*innen.
06. November 2021
(1) „Faktenschrank“ – Aufklärungskampagne zu Gefängnis und Kriminalität
Veranstalter: Tatort Zukunft e.V.
Wann: ganztägig
Wo: Online unter https://tatort-zukunft.org/fakten/
In unserem Faktenschrank finden sich für eine breite Öffentlichkeit geschriebene, fachlich fundierte Artikel über Gefängnis und Kriminalität. Im Rahmen der diesjährigen Gefängnisaktionstage werden wir neue Aspekte des Gefängnisalltages thematisieren: „Einsamkeit in Haft“, „Endstation Forensik – Sicherung und Besserung im Maßregelvollzug“, „Ein Besuch im Gefängnis“. Wir präsentieren jeweils eine Kurzversion auf Twitter und Instagram sowie ausführlichere Erkenntnisse aus der Forschung auf unserer Webseite.
(2) „Ein Telefonat draußen über das Telefonieren drinnen“ – Gespräch über das Telefonieren im Gefängnis
Veranstalter: Tatort Zukunft e.V.
Wann: ganztägig
Wo: Online unter: https://tatort-zukunft.org/fakten/
Julian Knop spricht mit Jan Fährmann über das Telefonieren im Gefängnis – am Telefon. Es wird gefragt, unter welchen Bedingungen Telefonate im Gefängnis möglich sind. Wie oft und wie lange kann telefoniert werden? Können Telefonate überwacht werden? Was kostet das Telefonieren? Es wird erläutert, welche Bedeutung Telefonate für die Gefangenen und das Resozialisierungsziel des Strafvollzugs haben. Und welche Kontroversen und Diskussionen wirft das Thema Telefonieren im Gefängnis auf?
(3) Radiosendung zum Thema „Isolation
Veranstalter: GG/BO Leipzig
Wann: ganztägig
Wo: Online unter: https://akpradio.podspot.de/
Der Podcast beschäftigt sich damit, dass Knast immer Isolation bedeutet. Du wirst getrennt von deinen Freunden, deiner Familie, der Umwelt. Ein monatlicher Besuch und Briefe können den persönlichen Kontakt nicht ersetzen. Neben dieser allgemeinen Isolation gibt es im Knast ein breites Spektrum von Maßnahmen, um die Isolation weiter zu verschärfen: u.a. Ausschluss von Freizeitveranstaltungen, Arrest und Absonderung (zeitlich befristete und unterschiedliche Grade der Isolation) bis hin zur zeitlich unbefristeten Isolationshaft. Zu Recht wird letztere als „weiße Folter“ bezeichnet. Schon die für alle Gefangenen alltäglichen Formen und Schwankungen der Isolation rufen gesundheitliche Schäden hervor. Diese werden von den Knastbefürwortenden in Kauf genommen. Sie werden als Machtmittel zur Unterwerfung eingesetzt. Die Gefangenen sollen angeblich dazu befähigt werden, „ein Leben in sozialer Verantwortung“ zu führen. Die Praxis im Knast schafft das Gegenteil. Zur sozialen Verantwortung gehört eben der Kontakt zu anderen Menschen. Wenn diese Möglichkeit genommen oder stark eingeschränkt wird, so ist dies (milde gesagt) zumindest kontraproduktiv und widerspricht diametral den offiziell verkündeten Vollzugzielen.
07. November 2021
(1) Gespräch: „Innenansichten: Kontakt – Einsamkeit – Isolation“
Veranstalter: SVA – Strafvollzugsarchiv
Wann: ganztägig
Wo: Online
Ein spontan geführtes Gespräch zwischen einem langjährig Untergebrachten (Forensik) und seinem Verteidiger zum Thema Kontakt, Einsamkeit und Isolation – und allem, was dazugehört.
(2) Video: „Offene Forschung hinter verschlossenen Türen“
Veranstalter: SVA – Strafvollzugsarchiv
Wann: ganztägig
Wo: Online
Das Video gibt Einblicke in die Erfahrungen von Menschen mit psychischen und intellektuellen Beeinträchtigungen, die während der COVID-19-Pandemie im Maßregelvollzug gemäß §§ 63, 64 StGB untergebracht wurden.
Mit dem Projekt „Offene Forschung hinter verschlossenen Türen“ (Juli 2020 – März 2021) hat das Strafvollzugsarchiv, unter Leitung des Ludwig Boltzmann Institut für Grund- und Menschenrechte (LBI-GMR) und in Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen aus Österreich (SiM) und Italien (Associazione Antigone), Einblicke in die gelebten Realitäten von Menschen mit psychosozialen und intellektuellen Beeinträchtigungen in Kliniken der forensischen Psychiatrie gewonnen. Ziel des Projekts war es, Empfehlungen zu entwickeln, wie die Situation von Menschen mit intellektueller und psychosozialer Beeinträchtigung während der Pandemie verbessert werden kann und Wege für zukünftige Forschung aufzuzeigen.
08. November 2021
(1) „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans im Knast? – Wie umgehen mit straffälligen Jugendlichen?“
Veranstalter: Katholische Akademie Freiburg (Katholische Bundesarbeits-gemeinschaft Straffälligenhilfe und dem Deutschen Caritasverband)
Wann: 19.00 Uhr
Wo: Online (Link wird nach Anmeldung verschickt)
Anmeldung unter: Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans im Knast?
Wenn Jugendliche straffällig werden, hat dies zumeist eine schon länger andauernde Vorgeschichte. Je schlechter die soziale Lage ihrer Familien, je geringer ihre Chancen in der Schule und je schwächer der soziale Zusammenhalt in ihrem persönlichen Umfeld sind, umso eher werden Kinder und Jugendliche straffällig. Schwierige familiäre Bindungserfahrungen können ein Abdriften auf die ‚schiefe Bahn‘ begünstigen. Das Risiko, dass Maßnahmen der Resozialisierung im Anschluss an die Verbüßung einer Haftstrafe nicht von Erfolg gekrönt sind, ist hoch. Der klassische Strafvollzug scheint daher nicht die bestmögliche Antwort der Gesellschaft auf die Herausforderung zu sein, die Straffällige im Jugendalter darstellen. Welche Schlüsse lassen sich aus der Perspektive der Bindungsforschung ziehen? Welche Alternativen im Strafvollzug sind denkbar, welche heute schon existierenden Projekte sind zukunftsweisend? Auch die Sicht von Betroffenen soll an diesem Abend Raum haben.
Mitwirkende:
Prof. Dr. Heinz Cornel (Jugend- und Strafrecht, Berlin)
Sarah Fehrmann M. A. (Justizvollzugsanstalt Heinsberg)
(2) Haftalltag und Resozialisierung: Machen Gefängnisse unsere Gesellschaft sicherer?
Wann: 19.00 Uhr
Wo: Kulturverein Wilhelmsdorf e.V.; Zußdorfer Str. 47
Freier Eintritt (3G)
Wir wollen an dem Abend darüber sprechen, wie die Situation in deutschen Gefängnissen jenseits der Darstellung in den Massenmedien aussieht. Es wird insbesondere darum gehen, ob Gefängnisse für unsere Sicherheit sorgen, inwiefern dies nicht der Fall ist und woran das liegt. Das Thema wird aus drei Perspektiven betrachtet: einer wissenschaftlichen, der eines ehemaligen Inhaftierten und der einer ehemals im Strafvollzug Tätigen.
Mitwirkende:
Prof. Dr. Christine Graebsch, Juristin und Kriminologin, Leiterin des Strafvollzugsarchiv an der Fachhochschule Dortmund
Günther Müller, Haftentlassener
Ramona, Podcasterin von „Knastphilosophie“ und ehemalige Suchtberaterin im Strafvollzug
09. November 2021
(1) Impulsveranstaltung für Anwohner:innen
Thema: „Kontakt, Einsamkeit und Isolation“
Veranstalter: paragraf 1 Soziale Dienste gGmbH
Wann: 17 Uhr
Wo: Seidelstr. 29, 13507 Berlin
Anmeldung bis 31.10.2021 an: mail@paragraf1.de
In der Impulsveranstaltung erhalten Anwohner:innen Input zum Thema „Kontakt, Einsamkeit und Isolation“ durch eine/n Vertreter:in der JVA Tegel. Anschließend wird der Dokumentarfilm „Zur Goldenen Freiheit“ (eine ehemalige Gaststätte) vorgeführt. Der Film gibt eindrückliche Einblicke in die Gefühlswelt von Angehörigen inhaftierter Menschen.
(2) Video: Soziale Isolation in Haft. Die „Frag einen Straftäter“-Aktion
Veranstalter: Straffälligenhilfe der Caritas Region Cottbus/ HSI-Netzwerk
Wann: ganztägig
Wo: Online
Die Reportage zeigt vier Personen, welche aus verschiedenen Perspektiven auf soziale Isolation in der Haft blicken. Die Interviews geben Einblicke in die Entwicklung und Durchführung der „Frag einen Straftäter“-Aktion (Frau Groß vom „Wir für uns!“-Gewaltpräventionsprojekt der Caritas), in die praktische Arbeit der Straffälligenhilfe (Frau Fischer und Ringelhann der Straffälligenhilfe der Caritas Cottbus) und auch in die Gefühlswelt eines ehemaligen Gefangenen (Herr W.).
10. November 2021
(1) Thematischer Input für Vertreter:innen aus der Justiz (JVA, SozDJ, DPW) zum Ergebnis der Anwohnerveranstaltung vom 09.11.2021
Veranstalter: paragraf 1 Soziale Dienste gGmbH
Wann: 16 Uhr
Wo: Seidelstr. 29, 13507 Berlin
Anmeldung bis 31.10.2021 an: mail@paragraf1.de
(2) Lesung: Ingeborg-Drewitz-Literaturpreis für Gefangene
Veranstalter: SVA – Strafvollzugsarchiv
Wann: 18 – 19.30 Uhr
Wo: Webex / Online
Anmeldung über: strafvollzugsarchiv@fh-dortmund.de
Die Lesung ist kostenfrei. Nach der Anmeldung erhalten Sie den Link zur Teilnahme.
Es waren Kraniche, die laut kreischend am Himmel vorbeigezogen, fort in warme und ferne Länder. Das Gefühl, das ein Mensch empfindet, wenn er raus in die Freiheit geht, kann man mit Worten nicht beschreiben. (Georgiy Ebermann, Ingeborg-Drewitz-Literaturpreisträger 2018)
Das Strafvollzugsarchiv möchte Sie im Rahmen der Aktionstage zu einer Lesung von ausgewählten Beiträgen des Ingeborg-Drewitz-Literaturpreis einladen.
Seit 1989 wird der Ingeborg-Drewitz-Literaturpreis für Gefangene verliehen. Mit der Ausschreibung werden inhaftierte und ehemals inhaftierte Personen aufgerufen, ihre Texte einzureichen. Die Texte, Erfahrungsberichte, Briefe, Gedichte, Erzählungen, Romane und andere Textformen bieten einen eindrucksvollen Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt von Menschen mit Hafterfahrung.
TRÄGER: Gefangeneninitiative Dortmund I Strafvollzugsarchiv an der Fachhochschule Dortmund I Verein Chance e.V. Münster I Humanistische Union Nordrhein-Westfalen I Bundeskonferenz katholischer Strafvollzugsseelsorger I Bundeskonferenz evangelische Gefängnisseelsorge in Deutschland I Dokumentationsstelle Gefangenenliteratur der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster.
(3) Lesung mit Publikumsgespräch: „Sie sagen, uns geht es gut hier! – Ich sage dir, wie es hier drinnen wirklich ist“
Veranstalter: Theater Konstanz/Theater hinter Gittern
Wann: 20 Uhr
Wo: Spiegelhalle Foyer Theater Konstanz / Online
Eine szenische Lesung mit Texten von Gefängnisinsass*innen und Ausstellungsbesucher*innen der Installation „Isolation“: Kristina Lotta Kahlert schlüpft im spärlich beleuchteten Licht in einen blauen Trainingsanzug, setzt sich auf ein hartes Bett und spricht Worte von Stimmen anderer Menschen. Diese schreiben über Isolation, das Alleinsein, von immer gleichen Abläufen, von Sehnsucht nach Familie, Freund*innen und Freiheit. Verwoben sind Stimmen und Gedanken von Ausstellungsbesucher*innen, die diesen Alltag meist nur aus Erzählungen kennen, die versuchen zu verstehen, die urteilen oder die sich fragen, was so ein Leben im Gefängnis bedeutet.
Ein Abend der suchenden Gesten und direkten Worte, der nach Austausch über Mauern sucht. Die Lesung mit Texten aus den JVA’s Adelsheim, Schwäbisch Gmünd und Ravensburg findet im Rahmen der „Aktionstage Gefängnis“ statt.
Mit Kristina Lotta Kahlert, Ajit Reineking, Karin Prengel
Sound: Rudi Hartmann
Szenische Einrichtung: Team Theater hinter Gittern