Rückblick Aktionstage Gefängnis 2019
Am 1. November fand die Auftaktveranstaltung der Aktionstage Gefängnis im Museum des Kapitalismus in Berlin statt. Zur Veranstaltung erschienen ca. 35 Teilnehmer*innen, viele von ihnen waren (Ex-) Inhaftierte. Thematisiert wurden insbesondere die psychischen Belastungen, denen Inhaftierte ausgesetzt sind. Es wurde eine Fishbowl-Diskussion organisiert, an der Klaus Jünschke, ehemaliger RAF-Häftling und Autor, Alexander Konstantinides, Psychologe in der JVA Berlin-Tegel, Manuel Matzke, Häftling der JVA Zeithain und Vertreter der Gefangenen Gewerkschaft/BO sowie Sabine Hüdepohl, Psychologin der JVA für Frauen in Berlin teilnahmen. Das Konzept der Fishbowl-Diskussion ermöglichte es, dass alle Teilnehmer*innen sich an der Diskussion beteiligen konnten. Viele (Ex-)Gefangene haben sich in dem Gespräch eingebracht, wodurch eine rege Diskussion zustande kam.
Drei Aktionen beschäftigten sich mit der Situation von Inhaftierten und deren Angehörigen. In der JVA Nürnberg fand eine Veranstaltung mit Vorträgen über die Familienorientierung im Strafvollzug statt. Thematisiert wurden insbesondere die Auswirkungen der Inhaftierung auf Kinder und Jugendliche. Im Anschluss an eine rege Diskussion und einem fachlichen Austausch wurden die Teilnehmer*innen durch die JVA geführt. Einen Büchertisch mit Informationen zu der Situation von Inhaftierten und deren Angehörige wurde an der Universität Bielefeld organisiert. Neben einem Glücksrad und Informationsmaterial wurde ein Quiz veranstaltet. Mit über 150 interessierten Menschen, die sich am Büchertisch informieren ließen, war die Aktion ein voller Erfolg. Auch in der JVA Wittlich hat ein Informationsstand über die Situation von inhaftierten Menschen und deren Familie aufmerksam gemacht.
Einige Veranstaltungen widmeten sich dem Thema Gesundheit im Gefängnis. Darunter die Veranstaltung der Deutschen Aidshilfe im Schwulen Museum in Berlin als auch die Veranstaltung der Freien Hilfe Berlin. Die Freie Hilfe Berlin organisierte eine Ausstellung, die Berichte über die Gesundheitsversorgung von Inhaftierten und Menschen in Sicherungsverwahrung in Deutschland präsentierte. Einige Beiträge berichteten über die Gefangenschaft in Russland und haben einen spannenden Einblick in die Gesundheitsversorung eines anderen Landes zugelassen. In Hamburg thematisierten zwei Veranstaltungen die Gesundheit im Gefängnis. Eine Ausstellung im Restaurant cantina fuz & ganz informierte an mehreren Stationen über die Gesundheitsversorgung von Häftlingen. Hierzu gibt es ein Interview von Radio Blau. Die zweite Veranstaltung beschäftigte sich mit Sucht und Infektionskrankheiten im Zusammenhang mit Haft. Vorträge hielten Dr. Karlheinz Keppler, Mathias Gehrcke und Dieter Ameskamp. Ein Interview wurde in der taz sowie ein Bericht in der welt veröffentlicht.
Ein besonderes Angebot für Inhaftierte wurde den Frauen in der JVA Pankow angeboten. Die Frauen konnten an einer Qi-Gong Stunde teilnehmen und haben sich sehr über die Möglichkeit gefreut, neue Stressbewältigungsmethoden kennenzulernen. Ein Interesse an solchen Angeboten wurde ausdrücklich bekundet.
Einen Überblick über die durchgeführten Aktionen und weitere Informationen zu den einzelnen Veranstaltungen finden Sie unter der Rubrik Bundesweite Aktionen 2019. Pressemitteilungen finden Sie im Bereich Pressespiegel 2019.
Veranstaltungen im Rahmen der Aktionstage Gefängnis 2019
Bayern
München, 23. Oktober, 10-15 Uhr
Gesundheit in Haft – Voraussetzung für Resozialisierung
Die Fachtagung der Katholischen Landesarbeitsgemeinschaft Straffälligenhilfe in Bayern fand im Justizpalast am Karlsplatz, Prielmayerstraße 7, statt.
Informationsstand
Der Deutscher Caritasverband, Landesverband Bayern, und die Katholische Bundes-Arbeitsgemeinschaft Straffälligenhilfe (KAGS) hatten auf der „Consozial – KongressMesse der Sozialwirtschaft“ im Nürnberger Messezentrum einen gemeinsamen Stand.
Die Familie drinnen und draußen – JVA, Jugendamt und freie Träger im Dialog
„Es war eine sehr gelungene Veranstaltung“, so die OrganisatorInnen, die an diesem Tag in der Justizvollzugsanstalt Nürnberg stattfand. Drei Vorträge thematisierten die Familienorientierung im Strafvollzug mit Hintergründen und Auswirkungen der Inhaftierung insbesondere auf Kinder und Jugendliche. Eine rege Diskussion und ein fachlicher Austausch folgten, bevor die 25 TeilnehmerInnen durch die Justizvollzugsanstalt geführt wurden. „Das hat sie sehr beeindruckt“, so Aylin Seuferling vom Treffpunkt e.V., die Öffentlichkeitsveranstaltungen dieser Art für wichtig hält, „da sie dazu beitragen, Vorurteile abzubauen und Dinge neu zu denken“. Organisiert wurde die Veranstaltung von der JVA Nürnberg, dem Treffpunkt e.V. und dem Arbeitskreis Resozialisierung (AK Reso/Stadtmission).
Weitere Informationen unter: treffpunkt-nbg.de.
Siehe dazu auch Artikel: Die Nähe fehlt
Berlin
25.-26. Oktober, 16-20 Uhr / 9-17:30 Uhr
Gefängnisse in Russland, der Ukraine, Frankreich und Deutschland: Gewalt in Gefängnissen hinterfragen
Ein internationales Seminar mit ehemaligen Gefangenen, mit ForscherInnen, VertreterInnen der Zivilgesellschaft und AnwältInnen in der Humboldt Universität. Veranstaltet wurde es von der Fachhochschule Dortmund mit Strafvollzugsarchiv, dem Verein Strafvollzugsarchiv e.V., dem Republikanische Anwältinnen- und Anwälteverein e.V., der Vereinigung Berliner Strafverteidiger e.V und dem European Prison Litigation Network. Weitere Informationen unter: prisonlitigation.
Im November 2019
Qi-Gong-Stunde
Die Stunde für die Inhaftierten in der Justizvollzugsanstalt Pankow wurde von einer Heilpraktikerin durchgeführt. „Es war eine sehr schöne Stunde“, berichtete die Beratungsstelle Tamar der Caritas. „Die Frauen haben sich über die Möglichkeit, Methoden zur Stressbewältigung kennenzulernen, sehr gefreut. Das direkte praktische Üben animierte zum Anwenden im Alltag. Es wurde Interesse an solch einem Angebot in dauerhafter Form bekundet.“ Weitere Informationen bei: Beratungsstelle Tamar, Nazarethkirchstraße 36, E-Mail: tamar(at)skf-berlin.de, Tel.: 030.455 40 31.
Sie bekommen, was sie verdienen! – HIV-positive Menschen im Knast
Ausstellung und Diskussion im Schwulenmuseum, Lützowstraße 73, der Deutschen Aidshilfe, Bärbel Knorr, Berlin, und der Humboldt-Universität, Friederike Faust. Der Eintritt ins Museum war für die TeilnehmerInnen der Veranstaltung kostenfrei. Weitere Informationen zur Ausstellung hier
Krank in Haft? – Betroffene berichten
Die Ausstellung der Freien Hilfe Berlin, die am 6.11. in der Galerie in der Brunnenstraße 28 eröffnet wurde, zeigte Berichte von Inhaftierten und Menschen in Sicherungsverwahrung aus ganz Deutschland. „So erreichte unsere Ausstellung in diesem Jahr einen repräsentativeren Charakter und Überblick über die subjektive Wahrnehmung der gesundheitlichen Versorgung in unserer Republik“, heißt es dazu im Abschlussbericht. Eröffnet wurde die Ausstellung, an der 60 Interessierte teilnahmen, von Kathleen Kurch, Freien Hilfe Berlin, und Daniela Staack von der Berliner Aids-Hilfe. Weitere Informationen unter: freiehilfe.de/Aktuelles.
Brandenburg
Potsdam, 4. November, 18-19:30 Uhr
Strafe muss sein! Gerechte Strafen sind eine Herausforderung
Eine Diskussionsveranstaltung in der Jugendherberge des „Netzwerk HSI – Haftvermeidung durch soziale Integration“ des Landes Brandenburg mit Sigrid Komor, Oberstaatsanwältin, Potsdam, Sigrun von Hassel, Juristin und Publizistin und Begründerin von „Human Law“, sowie Carla Ziegner-Zschiedrich, ehrenamtliche Leiterin der Außenstelle des Weißen Rings in Elbe-Elster. Weitere Informationen bei: HSI-Netzwerkkoordination Potsdam, Fon: 0331.201 489-22/-14.
Siehe dazu auch Artikel im Deutschlandfunk Kultur: „Strafe muss sein…“.
Hamburg
1.-6. November
Herausforderung – Gesundheit im Gefängnis
Ausstellung des Hamburger Fürsorgevereins von 1948 e.V. im Restaurant cantina fux & ganz, Bodenstedterstraße 16.
Die Eröffnugn fand Freitag, 1.11., ab 17 Uhr, mit VertreterInnen der Soligruppe Leipzig der Gefangenengewerkschaft/BO und mit Bediensteten im Vollzug statt. Anhand einzelner Stationen wurde über die Gesundheitsversorgung von Häftlingen berichtet.
Siehe dazu auch den Bericht auf der Internetseite der Gefangenen-Gewerkschaft / Bundesweite Organisation (GG/BO) mit einem Interview von Radio Blau mit Prisca Geissler-Heinze vom Hamburger Fürsorgeverein.
5. November, 17 Uhr
Gefängnis, Gesundheit, Gesellschaft
Vortragsveranstaltung mit Dr. Karlheinz Keppler zu Sucht, Infektionskrankheiten und Gefängnis. Mit Mathias Gehrcke zu Das Arzt-Patient–Verhältnis im Vollzug und mit Dieter Ameskamp zu Nachsorge bei entlassenen Drogenabhängigen – Nach der Haft ist vor der Haft? Veranstaltet vom Landesverband Hamburger Straffälligenhilfe e.V. und der Hamburgischen Landesstelle für Suchtfragen e.V. im Foyer der Justizvollzugsschule, Drehbahn 36.
Weitere Informationen unter: straffälligenhilfe-hamburg.
Siehe dazu auch das taz-Interview vom 5. November mit Maren Michels, Hamburger Fürsorgeverein, und den Welt-Artikel vom 1. November.
6. November, 19 Uhr
Sie nennen sich Schießer
Filmabend im SchanzenKino73, Schulterblatt 73, mit dem Dokumentarfilm, NDR 1971, Regie: Christian Geissler, Hajo Dudda und Lothar Janssen. Mit anschließender Diskussion über Sucht, Knast und andere Wege. Moderation: Volker Heer-Rodiek, Leiter Jugend hilft Jugend e.V.
Nordrhein-Westfalen
Büchertisch an der Uni Bielefeld
Ziel war es, auf die Situation inhaftierter Menschen und ihrer Angehörigen hinzuweisen, über den Verein Kreis74 zu informieren und ehrenamtliche MitstreiterInnen zu gewinnen. „Wer am Glücksrad drehte und eine Frage zum Strafvollzugsgesetz NRW richtig beantwortete, konnte einen Preis gewinnen, zum Beispiel ein T-Shirt“, so Thorsten Niemeier. „Oder ein Quiz zu demographischen und kriminologischen Merkmalen Strafgefangener in Deutschland, um mit durch Medien gepushten Vorurteilen aufzuräumen, oder einen Kassiber, also ein Notizbuch mit Bezug aus ausgesonderter Knastbettwäsche.“ Ergebnis: Über 150 informierten sich über Ziele und Arbeit des Vereins und „rund 20 Personen bekundeten ein Interesse an einer ehrenamtlichen Mitarbeit für Briefkontakte, Besuche oder Freizeitgruppen im Knast sowie begleitete Einzel-und Gruppenausgänge im offenen Vollzug, zum Beispiel wenn keine Familienangehörigen die Gefangenen begleiten können oder wollen“. Weitere Informationen bei: Kreis 74 e.V., Teutoburger Straße 106, Tel.: 0521.557 378-26.
Andere Welt
Filmabend in der FH Dortmund, Raum A120, Sonnenstraße 96, mit dem Dokumentarfilm von 2013, 80 Minuten, Regie: Christa Pfaffenrott. Mit anschließender Diskussion. Weitere Informationen unter:
strafvollzugsarchiv/Veranstaltungen.
Rheinland-Pfalz
Wittlich, 8. November
Informationsstand in der Gärtnerei der JVA Wittlich zu den Folgen der Inhaftierung
Mit Hilfe des Informationsstandes und der Puppen gab „Rückenwind – Hilfe für die Angehörigen Inhaftierter“ Hinweise auf die Situation von Gefangenen und ihrer PartnerInnen, Eltern und Kinder. „Wer das Hilfsangebot für Familien und Kinder von Strafgefangenen unterstützen möchte, kann sich bei der von dem Paulinus Verlag Trier ins Leben gerufenen Spendenaktion gerne beteiligen“, so ein Sprecher von Rückenwind. Weitere Informationen bei: Rückenwind, Trierer Landstraße 99, E-Mail: m.begon(at)rueckenwind-wittlich.de, Tel.: 06571.147 25 28.